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30.09.2022 MUTEC

Prof. Dr. Dr. Markus Walz: „Museen sind keine abgeschiedenen Inseln der Seligen“

Prof. Dr. Dr. Markus Walz ist Professor für Theoretische und Historische Museologie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig und außerdem Vize-Präsident von ICOM Deutschland. Auf der MUTEC wird er in diesem Jahr das Fachprogramm mit einem Vortrag im Themenblock „Bewahren“ bereichern. Wir sprachen mit ihm über Veränderungen im Studiengang Museologie und die Auswirkungen aktueller Ereignisse auf die Museumswelt.

Redaktion: Sie lehren seit über 20 Jahren an der HTWK Leipzig Theoretische und Historische Museologie. Inwiefern haben sich die Studieninhalte im Laufe der Zeit verändert?

Prof. Dr. Dr. Markus Walz: Studieninhalte ändern sich in erster Linie durch neue Forschungsergebnisse. Das Feld der Museumsgeschichte überschneidet sich mit mehreren anderen historischen Interessen, sodass einzelne Bereiche immer in Bewegung sind. Beispielsweise hat es in den letzten Jahrzehnten großes geschichtswissenschaftliches und kunsthistorisches Interesse an den Kunstkammern und Naturalienkabinetten der Frühneuzeit gegeben, die Globalgeschichte interessiert sich aktuell für die Phase des Kolonialismus.

Leider hat die Genderforschung bisher kaum Museen in den Blick genommen, obwohl es interessante Museumsentwicklungen zur Berufstätigkeit von Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab. Bei der Museumstheorie sieht es, mit verminderter Leistung, ähnlich aus: In den letzten Jahrzehnten gab es erhebliche Bewegung in der sogenannten Soziomuseologie, die das Verhältnis zwischen Museen und den Museumsgästen, den Nicht-Gästen und der Bevölkerung der näheren Umgebung neu ausrichten möchte; dazu tritt die Entwicklung des Dachbegriffs Partizipation auch jenseits der Soziomuseologie. Aktuell schlagen postkoloniale oder dekoloniale Theorien Wellen in der Museologie.

Redaktion: Welche Entwicklungen müssen Museen im Blick behalten, um ihren Aufgaben auch in Zukunft bestmöglich gerecht werden zu können?

Prof. Dr. Dr. Markus Walz: Die weltweiten Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine haben gezeigt, dass Museen keine abgeschiedenen Inseln der Seligen sind. Der enorme Bedarf an öffentlichen Geldern für andere Zwecke stellt Fragen nach der zwingenden Notwendigkeit von Museumsfinanzierungen. Die Gaskrise verlangt Planungen, wie die nicht systemrelevanten Einrichtungen wie die Museen mit weniger Energie klarkommen. Bei den Museen geht es insbesondere darum, dass die Sammlungen keinen irreparablen Schaden nehmen. Da das Besuchsinteresse an Museen nach der Corona-Krise gerade erst wieder wachsen mochte, treffen diese Notwendigkeitsdiskussionen die Museen in einem ungünstigen Moment.

Abgesehen davon wird die gesellschaftliche Gegenwart immer politischer in einem polarisierenden, nicht in einem gemeinschaftlichen Sinn. Daraus resultiert die Möglichkeit, plötzlich in einem bestimmten Aspekt ins Rampenlicht zu geraten - sei es als löbliches Beispiel, sei es als vorgebliche Landmarke verwerflichen Handelns, vielleicht sogar in verschiedenen Kreisen beides zugleich. Eine deutliche Veränderung der Öffentlichkeitsarbeit.

Redaktion: Auf der MUTEC werden Sie im Rahmen des Themenblocks „Bewahren“ einen Vortrag zur „Dauerarbeit am Kulturellen Gedächtnis – Licht- und Schattenseiten der drei Gedächtnisinstitutionen“ halten. Können Sie uns schon einen kleinen Ausblick auf diese Licht- und Schattenseiten geben?

Prof. Dr. Dr. Markus Walz: Ich warte zunächst ab, welche Beiträge zusammenkommen, um dann Aspekte zwischen den breiter vorgestellten Themen zu finden.

Prof. Dr. Dr. Markus Walz
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