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Museumsverband Thüringen: Ein Interview mit Präsident Dr. Thomas T. Müller
Der Museumsverband Thüringen e. V. vertritt die Interessen seiner institutionellen und persönlichen Mitglieder. Er berät und unterstützt seine Mitglieder, um die Aufgaben eines Museums entsprechend den anerkannten Qualitätsstandards und Empfehlungen erfüllen zu können. Wir haben mit Präsident Dr. Thomas T. Müller über die Thüringer Museumslandschaft und die MUTEC 2022 gesprochen.
Redaktion: Der Museumsverband Thüringen vertritt zahlreiche Einrichtungen im gesamten Bundesland. Wie unterscheiden sich die einzelnen Kulturbetriebe in ihrer Struktur und ihren Anliegen?
Dr. Thomas T. Müller: In Thüringen gibt es im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern keine klassischen Landesmuseen. Natürlich existieren Einrichtungen, die zu großen Teilen durch den Freistaat finanziert werden, aber dabei handelt es sich in der Regel um Stiftungen oder auch vereinsgetragene Museen. Den Hauptteil machen jedoch die kommunal getragenen Häuser aus. Doch auch hier gibt es noch verschiedene Möglichkeiten der Trägerschaft. Etwas außergewöhnlich im kulturellen Bereich sind z.B. einige Museen, die als kommunale Zweckverbände organisiert sind. Alle Häuser aber eint, dass sie im Sinne ihrer Besucherinnen und Besucher kulturelle Vermittlungsarbeit leisten wollen.
Redaktion: Sie sind seit fast drei Jahren Präsident des Museumsverbands Thüringen. Nur wenige Monate nach Ihrem Antritt stellte die Corona-Pandemie die Kulturlandschaft auf den Kopf. Welche Themen standen in dieser Zeit für Sie besonders im Vordergrund?
Dr. Thomas T. Müller: Die Pandemie hat uns natürlich vor enorme Herausforderungen gestellt. Aber gemeinsam mit dem Vorstand und in enger Abstimmung mit der Thüringer Staatskanzlei konnten wir sehr schnell reagieren, und für unsere Mitgliedsmuseen Wege durch die Krise aufzeigen. Besonders gefreut hat es mich, dass fast alle Häuser die Möglichkeiten genutzt haben, sich während der Schließzeiten digital neu aufzustellen. Hier sind sehr spannende Projekte entstanden. Nicht nur im Social-Media-Bereich konnten vielerorts – vor allem in den kleineren Museen – ganz neue Standards gesetzt werden. Nicht wenige Kolleginnen und Kollegen begannen mit eigenen Video- oder Podcastserien, um trotz der geschlossenen Häuser mit den Menschen in Kontakt zu bleiben.
Redaktion: In der Hoffnung, dass die Pandemie nun überwunden ist: Welche Entwicklungen würden Sie in Zukunft gern vorantreiben?
Dr. Thomas T. Müller: Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek an einem modernen digitalen Format für die Museen in Thüringen. Zudem steht auch die Provenienzforschung ganz weit oben auf der Tagesordnung. Hier konnten wir vor wenigen Wochen auf einer hervorragend besuchten Tagung in Rudolstadt erste Ergebnisse vorstellen und die weitere Vernetzung forcieren. Bei einer ersten Erhebung konnten wir feststellen, dass der Bedarf hier enorm ist! Allein im Bereich der Kulturgutentziehung während der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR rechnen wir mit Verdachtsfällen in fast allen Thüringer Museen.
Redaktion: Mit der MUTEC gibt es eine internationale Museums-Fachmesse quasi in direkter Nachbarschaft. Welche Vorteile ergeben sich aus Ihrer Sicht daraus?
Dr. Thomas T. Müller: Die MUTEC ist nicht nur der Ort, an dem in Mitteldeutschland die neuesten technischen Entwicklungen für die Museumswelt vorgestellt werden, sondern auch ein Ort, um sich mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern auszutauschen. Für solche Gespräche bleibt leider bei der täglichen Arbeit viel zu wenig Zeit.