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06.12.2021 MUTEC

Dr. Alke Dohrmann: „Kulturgutschutz kann nur gemeinsam gelingen“

Der SicherheitsLeitfaden Kulturgut (SiLK) der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) dient mit seinen einführenden Abhandlungen, Fragebögen und seinem Wissenspool der Schärfung des Bewusstseins für das Thema Sicherheit und dem Kulturgutschutz in Museen, Bibliotheken und Archiven. Er unterstützt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, ihre Einrichtung im Bereich Sicherheit zu evaluieren, und zeigt Tipps und Lösungsmöglichkeiten auf. Wir haben mit Projektleiterin Dr. Alke Dohrmann gesprochen – unter anderem über die 6. Internationale SiLK-Tagung, die Fortschritte im Kulturgutschutz und aktuelle Projekte.

Redaktion: Vor kurzem fand die 6. Internationale SiLK-Tagung statt unter dem Motto "Synergien im Kulturgutschutz – Netzwerke und Kooperationen". Warum fiel die Wahl auf dieses Motto und welche Aspekte standen im Fokus?

Dr. Alke Dohrmann: Diesem Thema liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Kulturgutschutz nur gemeinsam gelingen kann. Es gibt viele positive Initiativen und Best-Practice-Beispiele, von denen man lernen kann und die als Vorbild für das eigene Handeln dienen können. Wir haben unser Programm in die vier Themenblöcke „Zusammenarbeit“, „Initiativen“, „Globale Herausforderungen“ und „Notfallverbünde“ gegliedert. Beim Thema Zusammenarbeit haben wir die verschiedenen Ebenen von der einzelnen Institution über eine ganze Stadt bis hin zu internationalen Aktivitäten beleuchtet. Wir haben Initiativen herausgegriffen, in denen Akteure auf nationaler Ebene kooperieren und deren Ergebnisse dem Kulturgutschutz im ganzen Land zugutekommen sollen, darunter die AG „Notfallvorsorge“ des Ausschusses Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung der Innenministerkonferenz. Mit unserem Tagungsprogramm haben wir auch der Tatsache Rechnung getragen, dass unser Kulturerbe in globalen Krisen geschützt werden muss. Dazu gehören neben den Auswirkungen des Klimawandels auch weltweite Krisensituationen aufgrund von Hochwasser, Erdbeben oder kriegerischen Auseinandersetzungen. Auf lokaler und regionaler Ebene sind es in Deutschland die Notfallverbünde, die wertvolle und nachhaltige Arbeit leisten, um die Sicherheit von Sammlungen, Gebäuden und Anlagen präventiv zu gewährleisten bzw. in Notfällen Schlimmeres zu verhindern. Im kommenden Jahr werden die Vorträge in einem Tagungsband publiziert.

Redaktion: Im Rahmen der MUTEC 2018 haben Sie die 5. internationale SiLK-Tagung „KULTUR!GUT!SCHÜTZEN!“ veranstaltet. Wie hat sich das Thema seitdem weiterentwickelt und welche Fortschritte gibt es zu vermelden?

Dr. Alke Dohrmann: Erfreulicherweise können wir feststellen, dass es in den vergangenen Jahren eine weitere Sensibilisierung für das Thema Sicherheit und Kulturgutschutz gegeben hat. Während sich die Arbeitsebene in den Einrichtungen bereits seit Längerem intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, war dieselbe Sensibilisierung auf Seiten der Träger der Einrichtungen und politischer Entscheidungsstellen nicht im gleichen Maße gegeben. Hier hat inzwischen ein Umdenken stattgefunden. Es wurde erkannt, welche Bedeutung Kulturgut für die eigene Identität hat und dass dessen Erhalt gefördert werden muss.

Redaktion: Auf der MUTEC 2020, die leider der Pandemie zum Opfer fiel, sollte unter Ihrer Moderation der Themenblock „Sicherheit/Hilfe im Verbund“ stattfinden. Inwiefern haben die Themen Sicherheit und gegenseitige Unterstützung in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen?

Dr. Alke Dohrmann: Die Notfallverbünde in Deutschland und deren engagiertes Handeln für das ihnen anvertraute Kulturgut sind ein hervorragendes Vorbild für alle, die dem Bewahren seine verdiente Aufmerksamkeit geben möchten. Sie sind eine Grassroot-Bewegung, die auf meist lokaler Ebene entstanden ist und agiert und in denen die Mitgliedseinrichtungen ihre Kompetenzen einbringen und anderen zur Verfügung stellen. So kommt es zu einer weiteren Professionalisierung für den Erhalt von Kulturgut. Gemeinsam wird an Themen wie der Erstellung von Notfallplänen gearbeitet oder es werden gemeinsame Übungen durchgeführt. In Notfällen unterstützen sich die Einrichtungen gegenseitig und leisten uneigennützige Hilfe. So entstehen Synergien und knappe Ressourcen, vor allem auch Finanzmittel, werden nachhaltig genutzt. Es findet ein reger Austausch statt, nicht nur innerhalb eines Verbunds, sondern auch zwischen Verbünden und darüber hinaus. So werden zum Beispiel auch gerne Einrichtungen beraten, die sich zu einem Notfallverbund zusammenschließen möchten.

Redaktion: Welche Themenfelder werden im kommenden Jahr für SiLK eine wichtige Rolle spielen?

Dr. Alke Dohrmann: In diesem Jahr haben wir den SiLK – SicherheitsLeitfaden Kulturgut überarbeitet, aktualisiert und in neuem Design relauncht ( www.silk-tool.de); die Einführungstexte wurden zusätzlich in einem gedruckten Handbuch publiziert. Im kommenden Jahr möchten wir den digitalen SiLK um eine weitere Funktion ergänzen: das „Risk Ranking“. Mit dieser Funktion, die wir gemeinsam mit dem kanadischen Experten Robert Waller entwickelt haben, kann der SiLK-Nutzer eine individualisierte Risikoabschätzung für seine Einrichtung vornehmen. Er erhält eine Reihenfolge, in der er die einzelnen SiLK-Kapitel bearbeiten sollte entsprechend der spezifischen Gefährdungssituation. Zudem hoffen wir, dass wir im kommenden Jahr das zweimal verschobene bundesweite Treffen der Notfallverbünde in Weimar durchführen können.

Foto: Kirsten Nijhof

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